Sonntag, 18. November 2012

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Das Käsebrot


Käsebrote hatte ich bisher mit Mutter assoziiert.
Sie schmierte sie mir früher und später tat ich das für meine Kinder.
Natürlich waren es nicht immer nur Käsebrote. Aber oft.
So sollte es sein. Die Welt war in Ordnung.

Gestern nun begann sich mein eingefahrenes Käsebrotbild schlagartig zu ändern.
Meine Kinder waren nicht zu Hause und ich hatte keine Lust zu kochen. Also hechtete ich noch ein paar kurze Schritte zum nächsten Discounter, um ein bißchen was "Fertiges" zu holen.
Eine Pizza vielleicht, oder eine Packung Tortellinis .. oder etwas ganz anderes?
Ich hatte noch keine Idee.

Als ich denn ein wenig uninspiriert durch die Gänge schlenderte, fing sich mein Blick mit einem Schlag auf diesem Wort, das mir aus dem Kühlregal entgegengrinste: "KÄSEBROT".
Nein, es war keine getarnt verdrängte Erinnerung daran, meine Mutter mal wieder anrufen zu sollen... sondern es stand da wie aus gelben Käselettern sorgfältig inszeniert!!

Ich ging auf das "Ding" zu und nahm es in die Hand. Tatsächlich. Unter der durchsichtigen, verschweißten Plastikfolie waren zwei übereinandergelegte Vollkornschnitten, zwischen denen keck ein Stück Käse hervorlugte. Das Ganze war in der Mitte durchschnitten.. Für verbesserte Bißleichtigkeit. Klar.
Und wer all das nicht durchschaute oder wer in der unmöglichen Lage war, noch nie ein ähnliches Käsebrot zur Schule mitgenommen haben zu müssen - für den prangte die Beschreibung unmißverständlich ins Auge!

Ein paar Minuten standen wir gedankenversunken im Discounter. Das Käsebrot und ich.
So weit war es also.
Hätte es das früher schon gegeben, wären selbst nicht-berufstätige Mütter arbeitslos geworden!

Als ich mich wieder gefangen hatte, entdeckte ich die Artverwandtschaft im Regal: ein Salamibrot. Ebenfalls doppellagig und mittig geschnitten mit selbstredend ähnlich deutlicher Warenbeschreibung auf der Verpackung.

Tja, da hatte mich dann der Trotz gepackt! Ich kaufte gar nichts, ging nach Hause und schmierte mir ein Brot. Ein Butterbrot. Back to the roots!

.. und dann rief ich Mutter an ;)

(Diese Geschichte ist rein unfiktiv. Alles hat genauso stattgefunden. Jede Ähnlichkeit mit noch lebenden Käsebroten ist nicht zufällig und absolut gewollt.)


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