Montag, 25. Januar 2010

Schwachlos

*

(Hier ein paar ältere Zeilen, die mir grad in die Hände gefallen sind.. Don't take it too seriously, my satirical writing.. )


Astrid hatte ein Problem.

Es war 4 Uhr nachts und sie saß am Küchentisch; vor ihr stand eine Tasse Tee und daneben das Bild ihres Geliebten.

Man könnte mutmaßen, Astrids Problem sei die Schlaflosigkeit... So war es aber nicht. Vielmehr zog ihr eigentliches Anliegen die Schlaflosigkeit wie einen Höcker auf dem Rücken im Gepäck.

Astrid war eine sogenannte starke Frau.

Welches Problem hatte sie dann?, werden Sie vielleicht fragen

Nun, .. Astrid hatte zeit ihres Lebens kein wirkliches Schwächeln gelernt.

Das eine oder andere mal sah Astrid in Filmen, wie Frauen es schafften, wunderbar schwach zu sein. Immerzu eilten Menschen mit hilfebereiten Gesten zu ihnen hin, allen voran der Geliebte..

Jedesmal versuchte sie sich, Einzelheiten zu merken.

....Aber nichts wollte ihr so richtig gelingen. Nicht filmreif jedenfalls. Und nicht wirkungsträchtig.

Sie überlegte, welche Hilfsmittel es für minderbegabte Schwache, wie sie eine sein mußte, geben mochte.

Den vorgetäuschten Ohnmachtsanfall? Plötzliche Migräne? Erfundene Schicksalschläge jeglicher Art? Oder gab es womöglich einen VHS-Kursus für‘s Schwächeln?

Nachdenklich betrachtete sie den Fotomund ihres Liebsten.

Astrid sinnierte. Sie hatte einen starken Tag hinter sich. Der Höhepunkt war ein völliger Versager ihrerseits in der Pflichtkür. Wieder einmal hatte sie den Zusammenbruch nicht geschafft. Selbst nach einer Kette diverser minder und weniger minder schwerer eingefangener mentaler Kopfnüsse, war sie leider nicht mal fähig, besorgniserregend blaß auszusehen und war anstattdessen -skandalös- sogar wütend geworden.

Note 6.

Warum dies, wollen Sie wissen?

Nun, sie hatte dadurch beim Männchen rivalitätsartige Gefühle ausgelöst und keinen Schutzinstinkt aktiviert. Das Männchen fühlte sich durch solch ein Gebaren eher genötigt, seinen eigenen Raum zu verteidigen als ein ganz offensichtlich kampffähiges Weibchen zu beschützen.

Deshalb Note 6. Thema verfehlt.

Astrid nippte an ihrem Tee.

Es war schwarzer Tee. Denn sie hatte beschlossen, in dieser Nacht nicht mehr zu schlafen. Wie aber könnte sie zum geschmeidigen Weibchen mutieren?

War dieses Problem überhaupt lösbar?

Noch immer starrte sie auf den Mund ihres abgereisten Geliebten. In Gedanken ließ sie diesen Mund wunderbare Sätze formen..

Sie schwelgte.

Angestrengt dachte Astrid nach.

Sie schwor sich, beim nächsten mal keine Schuhe mehr durch den Garten zu feuern. Stöckchen auch nicht. Und schon gar nichts größeres..

Am besten, sie fiel einfach um. Das hätte erstens eine symbolische Wirkung und zweitens eine offensichtliche. Eine umgefallene Frau konnte für kein Männchen mehr Gefahr bedeuten.

Nun, sie hatte noch eine weitere Idee. Während sie umgefallen sein würde, würde sie das Ganze noch mit akuter Sprachlosigkeit krönen.

Das hätte zur Folge, dass das Männchen Fragen stellen müsste. Z.B. warum sie denn umgefallen und stumm sei. Das Männchen würde genau das fragen, was es brauchte zum Verständnis der Situation. Sie könnte die Antworten dann aufschreiben. So würde es gehen.

Mit einem leicht zufriedenen Lächeln küsste sie nun den Fotomund ihres Liebsten.

Sie zwinkerte ihm zu ... Mein Schatz, bald wirst Du es sehen können, WIE schwach ich in Wirklichkeit bin... Ja, die ganze Wahrheit würde zutage treten. Und endlich würde man ihr helfen.

Sie war erleichtert und ging in den Flur. Dort, vorm großen Spiegel wollte sie schon mal üben. Das stumme Umfallen natürlich!

Schließlich sollte es perfekt sein.

Vielleicht sollte sie ihre Methode sogar veröffentlichen und sie würde Millionen von schwachunfähigen Frauen zu ungeahnten Erfolgen verhelfen....!

Man würde sehen.

Irgendwann um 6 Uhr ging Astrid dann doch ins Bett. Selig nahm sie das Bild ihres Liebsten und legte es neben sich..., dorthin, wo vermutlich er selbst noch läge....

-wäre ihr nur diese verfluchte Methode etwas früher eingefallen :-)


*

Just on my mind...

*

"Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein."

(Ralph Waldo Emerson)


*