Das Käsebrot
Käsebrote hatte ich bisher mit Mutter assoziiert.
Sie schmierte sie mir früher und später tat ich das für
meine Kinder.
Natürlich waren es nicht immer nur Käsebrote. Aber oft.
So sollte es sein. Die Welt war in Ordnung.
Gestern nun begann sich mein eingefahrenes Käsebrotbild
schlagartig zu ändern.
Meine Kinder waren nicht zu Hause und ich hatte keine Lust
zu kochen. Also hechtete ich noch ein paar kurze Schritte zum nächsten
Discounter, um ein bißchen was "Fertiges" zu holen.
Eine Pizza vielleicht, oder eine Packung Tortellinis .. oder
etwas ganz anderes?
Ich hatte noch keine Idee.
Als ich denn ein wenig uninspiriert durch die Gänge
schlenderte, fing sich mein Blick mit einem Schlag auf diesem Wort, das mir aus
dem Kühlregal entgegengrinste: "KÄSEBROT".
Nein, es war keine getarnt verdrängte Erinnerung daran,
meine Mutter mal wieder anrufen zu sollen... sondern es stand da wie aus gelben
Käselettern sorgfältig inszeniert!!
Ich ging auf das "Ding" zu und nahm es in die
Hand. Tatsächlich. Unter der durchsichtigen, verschweißten Plastikfolie waren zwei
übereinandergelegte Vollkornschnitten, zwischen denen keck ein Stück Käse
hervorlugte. Das Ganze war in der Mitte durchschnitten.. Für verbesserte
Bißleichtigkeit. Klar.
Und wer all das nicht durchschaute oder wer in der
unmöglichen Lage war, noch nie ein ähnliches Käsebrot zur Schule mitgenommen
haben zu müssen - für den prangte die Beschreibung unmißverständlich ins Auge!
Ein paar Minuten standen wir gedankenversunken im
Discounter. Das Käsebrot und ich.
So weit war es also.
Hätte es das früher schon gegeben, wären selbst
nicht-berufstätige Mütter arbeitslos geworden!
Als ich mich wieder gefangen hatte, entdeckte ich die
Artverwandtschaft im Regal: ein Salamibrot. Ebenfalls doppellagig und mittig
geschnitten mit selbstredend ähnlich deutlicher Warenbeschreibung auf der
Verpackung.
Tja, da hatte mich dann der Trotz gepackt! Ich kaufte gar
nichts, ging nach Hause und schmierte mir ein Brot. Ein Butterbrot. Back to the
roots!
.. und dann rief ich Mutter an ;)
(Diese
Geschichte ist rein unfiktiv. Alles hat genauso stattgefunden. Jede Ähnlichkeit
mit noch lebenden Käsebroten ist nicht zufällig und absolut gewollt.)
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