Samstag, 25. September 2010

Die Pfalz und ihre Pfälzer :)


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Fährt man, von Hamburg aus gesehen, immer weiter südlich und gleichzeitig auch westlich… aber nicht so viel westlich wie südlich.. und beendet die Reise nach einer recht langen, aber nicht ganz ganz langen Fahrt - dann könnte es sein, man landet in der Westpfalz. ;)
Nun, dort anzukommen, kann verschiedene Gründe haben oder auch diversen Irrtümern entspringen. Je nachdem.
Freunden des ruhigen Wanderns innerhalb mittelmäßig ausgeprägter Hügellandschaft könnte dieser Landstrich empfohlen werden.
Liebhabern eines gewissen kulturellen Ambientes müßte ich allerdings abraten...

Für Verhaltensforscher ursprünglichen Miteinanders sei die Westpfalz teilweise sehr geeignet; rote Flecke des Fortschritts mal ausgenommen.
Eine richtig satte Fundstätte ist die Gegend für Dialektliebhaber…

Nun, ich hatte das Vergnügen, in der Westpfalz aufzuwachsen.
Und manchmal, ja manchmal kamen fremde Neueinwohner in eins der vielen kleinen Dörfer, z.B. in meins.
Meist fragte man zuerst: Du ju schpiek Tschörmän?
Das war verständlich, denn wer -außer den zahlreich eingesiedelten Amerikanern- sollte denn auch "freiwillig" im Örtle verbleiben wollen?
Stellte sich der Fremdling als hochdeutsch sprechender Nichtamerikaner heraus, war er partout verdächtig und wurde argwöhnisch beäugt.
Vor allem wurde ihm Hochnäsigkeit vorgehalten.
Sonnenklar übrigens, denn: wer in die Pfalz einwandert, sollte doch ein Minimum an Pfälzisch verstehen und sprechen. Das gebietet allein der Respekt der Urbevölkerung gegenüber und -erleichtert vor allem die Verständigung.
Noch heute werden z.B. Gäste in einem der wenigen Hotels gefragt, ob sie noch einen “Teppich” (Original: “Debbisch”) bräuchten, weil ihnen vielleicht kalt wäre..
Die ungläubigen Blicke auf die Auslegware zu Füßen der Gäste ignorierend, wird die Frage dann wiederholt. In eindringlicherem Ton, versteht sich.
Sollten die Gäste dann aus Höflichkeit lieber nichts antworten, ist das natürlich auf deren typische Hochnäsigkeit zurückzuführen…
(Das Wort “Bettdecke” ist im Pfälzischen übrigens nicht existent.)

Hat der Gast dann die Nacht fröstelnd, aber immerhin- überstanden, geht das Abenteuer weiter.
Zum Frühstück wird nach seinen Vorlieben gefragt und vielleicht auch, ob er “Saft” möge.
Bejaht er diese Frage in freudiger Erwartung ob eines z.B. frisch gepreßten O-saftes, täte er gut daran, seine enttäuschten Blicke in Zaum zu halten, wenn ihm ... Marmelade serviert wird.
Selbst schuld, wer nicht weiß, dass “die Saft” eben nicht gleich “der Saft” ist..

Urlaub auf dem pfälzischen Bauernhof dürfte ebenfalls seine Tücken haben.
Fragt die Bäuerin den Gast, ob dieser beim “Truuschele plicke” teilnehmen möchte, läßt sich zweifelsohne jeder Fremde auf ein Abenteuer ein.
Vielleicht in Vorfreude auf unanständig frivole Landschweinereien landet er anstatt dessen vorm Stachelbeerstrauch und wird ins Pflücken der Früchte eingebunden.

Einen Leitspruch des pfälzischen Frohmutes sollte man jedoch unbedingt kennen, bevor man sich zu einem Urlaub woanders entschließt: “Is es Wedder noch so trieb, immer hoch die Gellerieb!”
In diesen wenigen Worten steckt die unbeugsame positivistische Lebensfreude dieser Bevölkerungsschicht…:-)

Und hat man den Pfälzer erst einmal näher kennen gelernt, wird man in ihm den skurril-kauzigen, aber dennoch warmherzigen Menschen entdecken. Da bin ich mir sicher.

Auch wenn heute so manche Erinnerung seltsam anmutet, so denke ich gerne zurück und wende meine übrig gebliebenen Pfälzischkenntnisse freudig an, sollte sich mal jemand finden, der mitmacht…

In diesem Sinne, schönen (Herbst-) Urlaub. :-)



(Achtung! Mit einem Augenzwinkern zu lesen ;) Die "Palz" ist toll...!)


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